Bei einer Feierstunde in Mönchengladbach dankte die Ministerin den Retterinnen und Rettern für ihren selbstlosen Einsatz: „Die Retterinnen und Retter haben mit herausragendem Mut und großer Zivilcourage gehandelt. Sie sind in Situationen geraten, in denen sie sich selbst und ihr Leben in höchste Gefahr gebracht haben, um anderen Menschen das Leben zu retten. Sie haben Maßstäbe gesetzt in einer Zeit, in der die Klagen über eine Verrohung unserer Gesellschaft zunehmen. Ich möchte Ihnen von Herzen danken für Ihren mutigen Einsatz für andere Menschen. Es wäre schlecht um unsere Gesellschaft bestellt, wenn es Menschen wie Sie nicht gäbe.“
Die Rettungsmedaille erhielten:- Friedhelm Schäfer aus Haltern am See, Polizeioberkommissar Klaus Sikorski aus Gescher und Polizeihauptkommissar Reinhard Dittrich aus Haltern am See,
- Polizeikommissar Julius Eckert aus Essen (Polizeioberkommissar Thorsten Pohl aus Voerde und Jetmir Ameti aus Grevenbroich erhalten eine Öffentliche Belobigung),
- Polizeioberkommissar Frank Pawlack aus Arnsberg,
- Martin Bachmann, Roland Schüler und Marliese Berthmann aus Köln sowie Florian Kröger aus Pulheim und Matthias Krings aus Wesseling,
- David Lavergne aus Marseille,
- Gerd Schneider und Marco Wedde aus Köln,
- Thomas Flender aus Dülmen,
- Nicolas Nowak aus Kaarst,
- Timotheus Hesse und Niklas Glahn aus Mülheim an der Ruhr (Peter Stermann aus Mülheim an der Ruhr erhält eine Öffentliche Belobigung).
Die Laudationes im Wortlaut:
(es gilt das gesprochene Wort)
Am 25. Oktober 2014 bricht nachts gegen halb eins auf einem Campingplatz am Dülmener See ein Feuer aus. Der Bewohner einer der etwa 170 Wohnwagen hat seine neue Gasheizung angestellt und die Anlage war plötzlich in Brand geraten. Schnell greift das Feuer auf mehrere Wohnwagen über. Friedhelm Schäfer bewohnt eine Parzelle, die ein Stück entfernt vom Geschehen liegt. Doch er bemerkt den Brand und läuft sofort zu den brennenden Wohnwagen. Ein Nachbar berichtet ihm aufgeregt, dass sich in einem der Wohnwagen noch eine Person befindet und tatsächlich sind nun auch schon Schreie zu hören.
Friedhelm Schäfer folgt den Schreien bis zu einem Vorzelt, in dem offenbar ein Mann verzweifelt versucht, durch den dichten Rauch den Ausgang zu finden. Friedhelm Schäfer drückt kurz entschlossen die Holztür des Vorzeltes auf. Sofort schlägt ihm dichter Rauch entgegen. Er hält sich seine Jacke vor die Augen und tastet sich voran.
Im hinteren Bereich des Vorzeltes findet Friedhelm Schäfer den eingeschlossenen Camper, kann ihn am Hemd greifen und hinaus führen. Doch noch im Gefahrenbereich bricht der Mann ohnmächtig zusammen.
Die beiden Polizeibeamten Klaus Sikorski und Reinhard Dittrich treffen genau in dem Moment ein, als Friedhelm Schäfer vergeblich versucht, den bewusstlosen Bewohner aus dem Gefahrenbereich zu ziehen.
Den beiden Beamten gelingt es, den schweren, ohnmächtigen Mann aus der Brandzone zu bergen. Und auch wenn Wohnwagen und Vorzelt vollständig niederbrennen, entscheidend ist nur eines: Der Camper ist gerettet.
Mit ihrem mutigen Einsatz haben Friedhelm Schäfer, Klaus Sikorski und Reinhard Dittrich ihr eigenes Leben riskiert und einem anderen Menschen das Leben gerettet.
Durch den dichten Rauch hätte es der Camper alleine nicht mehr ins Freie geschafft und wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer der Flammen geworden. Auch die drei Retter hätten allein durch das Einatmen der giftigen Rauchgase ersticken können oder durch die Explosion einer Gasflasche in einem der brennenden Wohnwagen getötet werden können. Für ihren selbstlosen Einsatz erhalten Friedhelm Schäfer, Klaus Sikorski und Reinhard Dittrich heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am Morgen des 7. Juli 2016 arbeitet Jetmir Ameti im Dammbereich zwischen der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal. Plötzlich sieht er, dass in Höhe der Zweigertbrücke eine Person im Wasser treibt. Sofort wählt er den Notruf. Als Polizeikommissar Julius Eckert und sein Kollege Polizeioberkommissar Thorsten Pohl am Einsatzort ankommen, zeigt ihnen Jetmir Ameti die im Rhein-Herne-Kanal in Rückenlage treibende Person.
Die drei laufen auf der Uferseite Altenessen die Treppen hinunter, um einen Blick auf den Kanal unterhalb der Brücke zu erlangen. Dort sehen sie den scheinbar leblosen Mann, der auf dem Rücken im Wasser treibt. Doch plötzlich sind leise Hilferufe zu hören. Sofort rennen die drei Männer den Fußweg am Kanal entlang. Julius Eckert entledigt sich seiner Uniform und Ausrüstung und springt ins Wasser.
Er schwimmt zu dem wenige Meter entfernt treibenden Mann und versucht ihn anzusprechen und zu beruhigen. Dann packt er ihn und schwimmt mit ihm in Richtung Spundwand des Kanals.
Dort stehen bereits Thorsten Pohl und Jetmir Ameti bereit, um den Mann aus dem Wasser zu ziehen. Dies gelingt nur mit Mühe, da der Mann keinerlei Körperspannung hat und nicht mithelfen kann.
Anschließend zieht Thorsten Pohl seinen Kollegen Julius Eckert aus dem Wasser.
Gemeinsam versuchen die drei Männer den Geretteten zu beruhigen und durch Fragen bei Bewusstsein zu halten. Kurz darauf treffen Feuerwehr und Rettungsdienst ein und versorgen den geretteten Mann.
Sowohl für den Geretteten als auch für Julius Eckert bestand ohne Zweifel Lebensgefahr. Ohne das Eingreifen von Herrn Eckert hätte der völlig entkräftete Mann nicht alleine ans Ufer schwimmen können. Ohne die Hilfe von Thorsten Pohl und Jetmir Ameti hätten sowohl der Gerettete als auch Julius Eckert nicht an der 1,20 Meter hohen Spundwand aus dem Kanal klettern können.
Mit seinem mutigen Einsatz, bei dem er sein Leben riskiert hat, ist Julius Eckert erheblich über seine dienstlichen Pflichten hinausgegangen. Dafür erhält er die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Rettung, bei der sie selbst nicht in Lebensgefahr waren, erhalten Thorsten Pohl und Jetmir Ameti eine Öffentliche Belobigung.
Am Nachmittag des 8. Dezember 2016 erhalten Polizeioberkommissar Frank Pawlack und sein Kollege über die Leitstelle Meschede den Einsatzauftrag, zu einer brennenden Wohnung in Arnsberg zu fahren. Feuerwehr und Rettungsdienst sind ebenfalls verständigt.
Kurz darauf kommen die beiden Polizeibeamten am Einsatzort an. Sofort sehen sie den kräftigen Rauch, der aus einer brennenden Wohnung quillt. Er kommt aus einem Einzimmerappartement im Erdgeschoss. Zeugen berichten den beiden Beamten, dass sich der Bewohner noch in der Wohnung aufhält.
Da die Feuerwehr noch nicht eingetroffen ist, ergreift Polizeioberkommissar Frank Pawlack die Initiative und geht in die Wohnung. Dichter Rauch behindert die Sicht in den Raum. Auch auf Rufe reagiert niemand. Durch Tasten gelangt er voran und findet schließlich den Bewohner. Er sitzt zusammengesackt auf dem Bett.
Frank Pawlack ergreift den Arm des Mannes, um ihn aus dem verqualmten Raum zu ziehen. Doch zum Erstaunen des Polizisten wehrt er sich.
Durch energisches Zugreifen gelingt es Frank Pawlack aber doch, den Mann aus dem Raum zu holen.
Kurz darauf treffen die Feuerwehr und der Rettungsdienst ein. Der Bewohner, in dessen Oberbekleidung schon Brandlöcher sind, wird zur medizinischen Versorgung in ein Krankenhaus gebracht. Hätte Frank Pawlack nicht mutig eingegriffen, wäre der Mann wahrscheinlich erstickt.
Frank Pawlack hat sich bei der Rettung des Bewohners selbst in Lebensgefahr begeben und hätte im dichten Rauch bereits durch das Einatmen der Rauchgase ersticken können.
Er hat weit über seine dienstlichen Pflichten als Polizeibeamter hinaus gehandelt, um ein Menschenleben zu retten. Dafür erhält er heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Samstagmorgen, 17. Oktober 2015, Wahlkampf in Köln. Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin der Domstadt werden möchte, wirbt auf dem Wochenmarkt in Köln-Braunsfeld um Wählerstimmen. Völlig überraschend tritt ein Mann auf Henriette Reker zu und sticht ihr ohne Vorwarnung mit einem Messer in den Hals. Sie erleidet eine tiefe Stichwunde, es besteht akute Lebensgefahr.
Martin Bachmann und Roland Schüler sind auf dem Marktplatz in unmittelbarer Nähe. Henriette Reker fällt direkt vor Roland Schüler auf den Boden und bleibt regungslos liegen.
Martin Bachmann hat das Attentat selbst nicht gesehen, hört aber einen Schrei hinter sich. Als er sich umdreht, sieht er den Täter mit einem blutigen Messer.
Voller Angst, der Täter könne erneut zustechen, schreit er ihn an. Daraufhin wirft der Mann das Messer in ein Gebüsch. Roland Schüler schiebt sich zwischen den Täter und Henriette Reker, um einen weiteren Angriff auf die Politikerin zu verhindern. Das alles geschieht innerhalb weniger Sekunden.
In diesem Moment wird auch Marliese Berthmann auf die Situation aufmerksam. Sie sieht Henriette Reker am Boden liegen und denkt, dass sie geschlagen oder gestoßen worden sei. Sie geht auf den Täter zu und brüllt ihn an, um ihn von seinem Opfer abzulenken.
Plötzlich zieht der Täter ein weiteres Messer aus der Tasche und verletzt auch Marliese Berthmann durch einen Stich in den Unterleib – glücklicherweise nicht lebensgefährlich.
Martin Bachmann reagiert sofort. Er greift eine Fahne von einem Infostand und schlägt auf den Täter ein, um ihn von seinem zweiten Opfer abzulenken.
Lautes Einreden auf den Täter führt schließlich dazu, dass er auch sein zweites Messer auf den Boden wirft. Inzwischen ist der Markthändler Matthias Krings mit einem faltbaren Marktschirmständer hinzugekommen und hält den Täter gemeinsam mit Martin Bachmann in Schach.
Matthias Krings hebt das auf dem Boden liegende Messer auf und wirft es hinter sich zu einem Marktstandbetreiber, der es sichern soll. An diesem Morgen ist auch der damalige Bundespolizist Florian Kröger privat auf dem Wochenmarkt unterwegs, um Einkäufe zu erledigen.
Er sieht, wie Herr Bachmann den Täter mit der Fahne auf Abstand hält und ihn immer wieder fragt, warum er das getan habe. Als Florian Kröger sich nähert, bemerkt er eine am Boden liegende blutende Person, um die sich bereits mehrere andere kümmern.
Er erfährt, dass eine Frau niedergestochen wurde und weitere verletzt worden sind. Florian Kröger geht auf den Täter zu. Er gibt sich als Polizeibeamter zu erkennen und fordert ihn auf, ruhig zu bleiben und seine Hände sichtbar vorzuzeigen. Niemand weiß zu diesem Zeitpunkt, ob der Täter noch weitere Waffen mit sich führt.
Kurz darauf erscheinen uniformierte Einsatzkräfte der Polizei und dem Täter werden Handfesseln angelegt.
Ohne das Eingreifen von Marliese Berthmann, Martin Bachmann, Roland Schüler, Matthias Krings und Florian Kröger wäre die Situation vermutlich weiter außer Kontrolle geraten.
Immer wieder hat der Täter gerufen, er wolle Henriette Reker töten. Er hätte noch weitere Menschen auf dem Marktplatz angreifen und schwer verletzen können.
Durch ihr beherztes Handeln haben die fünf anderen Menschen sie geschützt, sie haben eine Gefahr von der Allgemeinheit abgewendet und sich selbst dadurch in Lebensgefahr gebracht. Dafür erhalten sie heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am Morgen des 2. Januar 2016 füttert eine 74-jährige Frau am Ufer der Bocholter Aa die Enten. Als ein Brotstück auf einer tiefer gelegenen Stufe liegen bleibt, will sie es mit dem Fuß ins Wasser befördern. Dabei verliert sie das Gleichgewicht und stürzt in den Fluss.
Die alte Dame gerät kurz mit dem Kopf unter Wasser, aber sie kann sich selbst aufrichten. Doch das Wasser steht ihr bis zum Kinn. Die Aa führt zu diesem Zeitpunkt viel Wasser. Wegen der starken Strömung kann die Frau das rettende Ufer nicht ohne Hilfe erreichen.
Zu diesem Zeitpunkt kellnert David Lavergne im nahegelegenen „Café Extrablatt“. Weil eine Frau und zwei junge Mädchen plötzlich von ihren Stühlen aufspringen und zur Aa hinunter rennen, wird David Lavergne auf die Situation aufmerksam.
Er entdeckt die Frau im Wasser, läuft zum Ufer, wirft seinen Gürtel mit dem Portemonnaie ab und springt ohne zu zögern in den Fluss.
Er erreicht die Frau, hält sie über Wasser und zieht sie Richtung Ufer. Zwei Passanten, deren Namen leider nicht ermittelt werden konnten, helfen David Lavergne und der Frau aus dem Wasser.
Kurz darauf treffen die Rettungskräfte ein und kümmern sich um die beiden, die durchgefroren und völlig durchnässt sind.
Die Bocholterin wird kurz im Rettungswagen behandelt und David Lavergne nimmt – nachdem er trockene Kleider angezogen hat – seinen Dienst als Kellner im Café Extrablatt wieder auf.
Durch seinen mutigen Sprung in das nur vier Grad kalte Wasser der Bocholter Aa hat David Lavergne ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit und sein Leben gehandelt und eine Frau vor dem Ertrinken gerettet. Ohne seine Hilfe hätte sie sich nicht aus ihrer gefährlichen Lage befreien können. Dafür erhält er heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am frühen Nachmittag des 4. Februar 2016 ist Gerd Schneider auf seinem Fahrrad unterwegs durch den Rheinbogen von Rodenkirchen nach Sürth.
Der Rhein führt zu dieser Zeit erhebliches Hochwasser. Kurz hinter dem Sürther Bootshaus vernimmt Gerd Schneider klägliche Rufe aus dem Rhein.
Im gleichen Moment taucht ein etwa 10-jähriger Junge vor ihm auf, der ihn auf eine Frau aufmerksam macht, die ca. 20 Meter entfernt auf dem Rücken im Wasser treibt.
Sofort setzt Gerd Schneider mit seinem Mobiltelefon einen Notruf ab und erfährt, dass die Rettungskräfte bereits unterwegs sind.
Doch Gerd Schneider wartet nicht, sondern steigt ins Wasser, um der Frau zu helfen. Noch bevor er sie erreichen kann, wird sie aber von der Strömung weitergezogen. Er steigt schnell wieder aus dem Wasser und läuft rheinabwärts zum ca. 150 Meter entfernten Restaurant Sürther Bootshaus.
Dort angekommen, trifft er auf den Koch Marco Wedde. Die beiden steigen kurz entschlossen in einen Metallkahn, der dort festgemacht ist, in dem aber durch starke Regenfälle das Wasser hoch steht. Dennoch nehmen die Männer das Boot und paddeln stehend in dem tiefliegenden Kahn in Richtung der jungen Frau.
Sie wird von der Strömung immer weiter in den offenen Rhein gezogen. Kurz bevor Gerd Schneider und Marco Wedde die Frau erreichen, taucht ihr Kopf unter Wasser. Gerd Schneider gelingt es dennoch, die Frau fest zu halten und sie gemeinsam mit Marco Wedde in den Kahn zu ziehen.
Als die beiden Männer mit der Geretteten wieder am Steg des Bootshauses ankommen, trifft auch die Polizei ein. Ein Beamter hilft mit, die junge Frau aus dem Boot zu heben und ins Bootshaus zu bringen. Dort wird sie zunächst in warme Decken gewickelt und dann mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Durch die an diesem Tag sehr niedrige Luft- und Wassertemperatur und die starke Strömung befanden sich sowohl die junge Frau als auch Gerd Schneider und Marco Wedde in Lebensgefahr. Unter Einsatz ihres eigenen Lebens haben die beiden Männer die Frau vor dem Ertrinken und lebensbedrohlicher Unterkühlung gerettet.
Die Männer hätten jederzeit mit dem vollgelaufenen Kahn kentern und unter das Bootshaus gedrückt oder durch die starke Strömung abgetrieben werden können.
Für ihren mutigen Einsatz erhalten Gerd Schneider und Marco Wedde darum heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am 10. Februar 2016 gegen 17.45 Uhr ist Thomas Flender bei einsetzender Dämmerung mit dem Auto unterwegs von Dülmen nach Merfeld.
Beim Überqueren des Bahnübergangs an der Borkener Straße bemerkt er eine junge Frau auf den Schienen. Er fährt sofort rechts ran, steigt aus und spricht sie an. Als die junge Frau nicht reagiert, greift Thomas Flender zu seinem Handy und ruft die Polizei.
Während er den Notruf absetzt, schließen sich plötzlich die Schranken. Die junge Frau hat sich mittlerweile etwa 100 Meter von Thomas Flender entfernt und befindet sich nach wie vor auf den Gleisen.
Schnell läuft er der Frau hinterher. In diesem Moment kommt auch schon der Zug bedrohlich nahe. Im letzten Moment erreicht Thomas Flender die junge Frau, bekommt sie zu fassen und zieht sie beherzt von den Schienen. Der Zug kommt trotz einer Vollbremsung erst etwa 50 Meter hinter Thomas Flender und der jungen Frau zum Stehen.
Die Besatzung eines inzwischen eingetroffenen Streifenwagens kümmert sich um die junge Frau, die offensichtlich ihrem Leben ein Ende setzen wollte und in eine Klinik gebracht wird.
Ohne das mutige Eingreifen von Thomas Flender wäre sie von dem herannahenden Zug erfasst und getötet worden. Thomas Flender hat die junge Frau ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit und sein eigenes Leben vor dem sicheren Tod bewahrt. Dafür erhält er die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am Freitagmittag, dem 11. November 2016, kommt der damals 16-jährige Nicolas Nowak eine Stunde früher als üblich von der Schule nach Hause.
Als er seinen Roller neben dem Haus parkt, sieht er über einer Hecke zum Nachbargrundstück Rauch aufsteigen. Sofort ahnt er „Da stimmt etwas nicht.“ Er läuft zu dem Einfamilienhaus, in dem ein älteres Ehepaar wohnt.
Vor dem Haus sieht Nicolas Nowak etwas Brennendes liegen. Der Hauseigentümer läuft aufgeregt hin und her. Nicolas Nowak bietet ihm seine Hilfe an und die beiden gehen schnell ins Haus, denn die Ehefrau hält sich noch im Innern auf.
Die Küche ist bereits komplett schwarz verqualmt und man kommt nur schwer voran. Im Wohnzimmer finden die beiden die ältere Frau auf dem Sofa sitzend. Da sie gehbehindert ist und sichtlich unter Schock steht, hat sie das Haus noch nicht verlassen.
Nicolas Nowak holt den Rollator und begleitet die Dame – gefolgt vom Hausbesitzer – ins Freie.
Doch plötzlich macht der Mann noch einmal kehrt und läuft zurück ins Haus, vermutlich um einige Habseligkeiten vor den Flammen zu retten. Geistes-gegenwärtig rennt Nicolas Nowak hinterher und führt den älteren Herrn wieder sicher nach draußen.
Kaum sind sie aus dem Haus, ist von drinnen ein lautes Zischen und Knallen zu hören. Es kommt zu einer sogenannten Durchzündung und riesige Flammen schlagen nun aus dem Haus. Aus sicherer Entfernung ruft Nicolas Nowak nun die Feuerwehr an. Beim Eintreffen der Feuerwehr steht das komplette Haus bis zum Dach lichterloh in Flammen.
Mit seinem mutigen Einsatz rettete Nicolas Nowak das Leben der beiden Senioren. Zumindest die gehbehinderte Frau wäre alleine nicht mehr ins Freie gekommen und mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer der Flammen geworden.
Auch Nicolas Nowak selbst brachte sich durch sein beherztes Eingreifen in akute Lebensgefahr. Durch das Einatmen der Rauchgase hätte er ersticken können.
Und wenn die Durchzündung nur wenige Augenblicke vorher eingetreten wäre, hätte er das vermutlich nicht überlebt.
Für sein mutiges Eingreifen erhält Nicolas Nowak heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Am 29. Januar 2017 findet im Außenbereich der Mülheimer Stadthalle neben der Schloßbrücke eine Veranstaltung statt. Timotheus Hesse ist an diesem Spätnachmittag gegen 17.30 Uhr mit seiner Familie im Auto auf der Schloßbrücke unterwegs, als er sieht, wie eine Frau von der Brücke in die Ruhr springt.
Sofort hält er den Wagen an. Während seine Frau die Feuerwehr ruft, rennt Timotheus Hesse die Brücke entlang und hinunter zum Ufer.
Niklas Glahn und Peter Stermann, die an diesem Tag bei der Veranstaltung arbeiten, hören, wie etwas aufs Wasser der Ruhr aufschlägt. Sie klettern die Kaimauer hinunter, wo kurz darauf auch Timotheus Hesse eintrifft.
Schnell wird klar, dass die Frau, die in die Ruhr gesprungen ist, leblos im Wasser treibt. Sofortiges Handeln tut Not. Niklas Glahn und Timotheus Hesse entledigen sich ihrer Kleidung und springen von der etwa zwei Meter hohen Mauer ins eiskalte Wasser. Peter Stermann bleibt vorerst am Ufer zurück.
Niklas Glahn und Timotheus Hesse müssen etwa 20 Meter schwimmen, bis sie zu der mittlerweile bewusstlosen Frau kommen und sie in Richtung Ufer ziehen können.
Peter Stermann watet ihnen im hüfttiefen Wasser entgegen und hilft den beiden, die Frau ans Ufer zu ziehen. Dort leitet Peter Stermann sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein, bis die Atmung wieder einsetzt. In der Zwischenzeit sind auch Rettungskräfte und Feuerwehr eingetroffen.
Mit ihrem mutigen Sprung in das eiskalte Wasser der Ruhr haben Niklas Glahn und Timotheus Hesse das Leben der Frau gerettet. Für beide Männer bestand Lebensgefahr. Sie haben unter Einsatz ihres eigenen Lebens verhindert, dass die Frau in der Ruhr ertrinkt. Dafür erhalten sie heute die Rettungsmedaille.
Für seine tatkräftige Unterstützung bei der Rettung und für das Wiederbeleben der Frau erhält Peter Stermann eine Öffentliche Belobigung.
Die Rettungsmedaille wird seit 1951 auf der Grundlage des Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Mit ihr werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere Menschen aus einer lebensbedrohlichen Notlage gerettet haben. Insgesamt wurde die Medaille aus massivem Silber bisher 1.247 Mal verliehen.
Darüber hinaus sieht das Gesetz auch die Möglichkeit einer sogenannten Öffentlichen Belobigung für diejenigen Helferinnen und Helfer vor, die ohne Einsatz ihres eigenen Lebens die Rettung unterstützt haben.