Sie haben sich kaum verändert

Beamtin der Verkehrsunfallprävention, die einen Senior durch einem Promilleparcours führt.
Sie haben sich kaum verändert
Bin ich schon zu alt, um Auto zu fahren? Wir setzen auf Selbstreflexion, statt Verbote.
Die Direktion Verkehr

Es ist ein ganz natürlicher Wunsch bis ins hohe Alter mobil zu sein und mobil zu bleiben. Denn wer mobil ist, kann mit anderen Menschen in Kontakt bleiben, einkaufen gehen, verreisen und Neues erleben. 

Kurz gesagt: Man kann selbstständig sein und aktiv am Leben teilnehmen.

Sie haben schon viel Erfahrung im Straßenverkehr sammeln können und waren vielleicht noch nie in einen Unfall verwickelt. Und es kommt schließlich auch nicht auf das Alter an, sondern auf den allgemeinen Gesundheitszustand und die Fahrerfahrung.

Mit dem Älterwerden können sich aber verschiedene Veränderungen einstellen, die die körperliche und geistige Leistungs- und Reaktionsfähigkeit beeinflussen. Auch die Fähigkeit zum Autofahren kann darunter leiden.

Zudem können Medikamente und Krankheiten die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen.

Beispiele altersbedingter Krankheiten:
  • Grauer Star
  • Schwerhörigkeit
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Lungenerkrankungen
  • Altersdiabetis (Diabetis mellitus Typ2)
  • Parkinson
  • Demenz
Generell sollten Sie sich vor Fahrtantritt stehts die folgenden Fragen stellen:
  • Habe ich Medikamente eingenommen, die meine Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen können? Fühle ich mich am heutigen Tag gesund genug, ein Auto im Straßenverkehr zu bewegen?
  • Wie weit ist der Weg, den ich zurücklegen muss? Benötige ich unterwegs eine Pause?
  • Wie viel Zeit muss ich für diesen Weg einplanen, ohne in Hektik zu verfallen?
  • Kann ich meine Fahrt so planen, dass ich Stoßzeiten des Berufsverkehrs vermeide?
  • Fühle ich mich auch beim Autofahren in Dunkelheit am Steuer wohl? Wenn nicht, kann ich meine Fahrt so planen, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit wieder Zuhause bin?
  • Kann ich bei Dunkelheit oder schlechter Witterung genug sehen? Was passiert, wenn ich bei Regen geblendet werde? Bin ich den Anforderungen durch eine solche Sichtbehinderung gewachsen?
  • Traue ich mir, höhere Geschwindigkeiten auf Autobahnen zu fahren oder suche ich nach alternativen Wegen?
  • Ist das Auto für diesen Weg das richtige Verkehrsmittel? Gibt es eventuell Alternativen?
Ärztliche Fahrtauglichkeitsuntersuchung

Obgleich in Deutschland keine verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfung für Senioren existiert, ist sich ein Großteil der älteren Bevölkerung der damit einhergehenden Verantwortung im Straßenverkehr bewusst.

Und auch Sie zeigen mit Ihrem Besuch auf unserer Homepage, dass Sie Ihre Verantwortung im Straßenverkehr wahrnehmen.

Die eigene Fahrtauglichkeit prüfen lassen – welche Wege gibt es?

Rein statistisch gesehen nimmt die Fahrtüchtigkeit nach dem 75. Lebensjahr deutlich ab.
Ein erster freiwilliger Schritt, wenn Sie wissen möchten, ob Sie noch fahrtauglich sind, kann daher der Besuch beim Hausarzt sein. Dieser überprüft erst einmal den allgemeinen Gesundheitszustand, dazu gehören:

  • Blutbild (im Labor)
  • Puls- und Blutdruckmessung
  • EKG
  • Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung an Fachkolleginnen und -kollegen, wie zb. Ohren- oder Augenärzte.

 

ÜBRIGENS:
Die Befürchtung, dass Ärzt:innen eine eventuell festgestellte Fahruntüchtigkeit melden müssen ist unbegründet. Sie unterliegen, wie sonst auch, der ärztlichen Schweigepflicht.

 

In der Hausarztpraxis können jedoch nur die grundlegenden körperlichen Voraussetzungen für das Autofahren überprüft werden.
Wir empfehlen in Ergänzung zur Fahrtauglichkeitsuntersuchung beim Facharzt deshalb sogenannte Mobilitäts- oder Fitness-Checks speziell für ältere Verkehrsteilnehmende, die von verschiedenen Verkehrsorganisationen, wie der Dekra oder seitens des TÜV angeboten werden.
Hier schließen sich beispielsweise an die verkehrsmedizinische Untersuchung auch eine verkehrspsychologische Untersuchung an.
In so genannten Fahr- & Fitness-Checks wird zusammen mit einem Gutachter auch das Fahrverhalten in der Praxis analysiert. Darüber hinaus bieten Stellen wie der TÜV auch gemeinsame Besprechungen aller Ergebnisse, sowohl der allgemeinmedizinischen, als auch der verkehrsmedizinischen Untersuchungen an.

Neben dem ADAC bieten auch viele ortsansässige Fahrschulen Auffrischungs- und Reflexionsfahrten an. Hier erhalten Sie eine vertrauliche und unabhängige Rückmeldung zu Ihrem Fahrstil und Ihrer Fahrtüchtigkeit.

Eine weitere Einschätzung Ihrer Voraussetzungen für die Verkehrsteilnahme bietet der Online-Selbsttest des DVR (www.dvr.de), der im Rahmen der Informationskampagne „Sicher mobil im Alter“ zur Verfügung steht.

Neben der Überprüfung aus der eigenen Initiative heraus kann es auch zu behördlich angeordneten Fahrtauglichkeitsuntersuchungen kommen. Dies ist dann der Fall, wenn die Polizei Informationen über Tatsachen hat, die auf nicht nur vorübergehende Mängel hinsichtlich der Eignung oder auf Mängel hinsichtlich der Befähigung einer Person zum Führen von Kraftfahrzeugen schließen lassen. 
Dies kann zB. nach Verkehrsunfällen, oder bei auffälligen Verhalten im Straßenverkehr, wie konstantes langsames Fahren, oder das Fahren von Schlangenlinien sein. 


In diesen Fällen sind die gemachten Feststellungen gem. § 2 (12) StVG den Fahrerlaubnisbehörden zu übermitteln, soweit dies für die Überprüfung der Eignung oder Befähigung aus der Sicht der übermittelnden Stelle erforderlich ist.
 

Fahrtauglichkeitsuntersuchung bei TÜV und Dekra
  1. Anordnung des ärztlichen Gutachtens

    Die entsprechende Behörde, z.B. das Straßenverkehrsamt Wesel fordert ein verkehrsmedizinisches Gutachten an und teilt Ihnen die Bedenken bezüglich Ihrer Fahreignung, die zu klärende Fragestellung und welche Qualifikationen der untersuchende Arzt, beziehungsweise die Ärztin haben muss mit.

  2. Beauftragung der Begutachtungsstelle für Fahreignung (BfF)

    Oft wird von den Behörden eine Untersuchung durch eine BfF gefordert, sollten Sie sich für uns entscheiden, nehmen wir bei der Terminvereinbarung auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse Rücksicht. Im Vorfeld benötigen wir das behördliche Schreiben.

  3. Untersuchung

    Nach der Anmeldung müssen Sie ein paar kurze Fragebögen ausfüllen. Anschließend führt ein erfahrener Arzt oder eine erfahrende Ärztin mit Ihnen ein vertrauliches Gespräch über Ihre Situation und entsprechende Untersuchungen durch.

  4. Mitteilen weiterer Befunde (optional)

    Sollten Sie nach der Untersuchung noch weitere Befunde erbringen wollen, können Sie uns diese für die Erstellung des Gutachtens zukommen lassen.

  5. Erhalt des Gutachtens

    Sie erhalten unser Gutachten postalisch und können dieses der entsprechenden Fahrerlaubnisbehörde vorlegen
     

Fahrsicherheitstrainings

Spezielle Sicherheitstrainings und Seminare für Seniorinnen und Senioren bieten u.a. die Deutsche Verkehrswacht, der ADAC, der TÜV, der Automobil-Club Verkehr und Fahrschulen an. Hier kann das Wissen erweitert und die praktischen Fähigkeiten verbessert werden. Vertiefende Informationen sowie Termine finden Sie auf der Homepage der Kreis Verkehrswacht Wesel:

https://kreis-verkehrswacht-wesel.de/angebote-fur/senioren/
 

Was können Angehörige tun?

Wenn Sie den Eindruck haben, dass ältere Angehörige unsicher fahren, suchen Sie das Gespräch. Wählen Sie die Ich-Perspektive, damit sich Ihr Gegenüber nicht angegriffen fühlt: „Ich habe den Eindruck, dass...“. Sprechen Sie möglichst konkrete Vorfälle von einer gemeinsamen Fahrt an, Kratzer am Auto und Ähnliches. Machen Sie deutlich, dass Sie sich Sorgen machen.

Das Fahren einschränken

Sind die Einschränkungen noch nicht so stark, können schon wenige Tipps die Sicherheit deutlich verbessern. Bitten Sie Ihre Angehörigen beispielsweise:

  • auf Fahrten in der Dämmerung und bei Dunkelheit zu verzichten
  • das Auto bei Regen, Schnee und Glatteis stehen zu lassen
  • für Besorgungen Uhrzeiten auszuwählen, zu denen der Verkehr nicht so dicht ist
  • viel befahrene Strecken oder unübersichtliche Kreuzungen zu meiden
  • Alternativen aufzeigen: Für Bus und Bahn gibt es häufig vergünstigte Seniorentickets. Für ungewöhnliche Uhrzeiten oder Strecken kann das Taxi eine Lösung sein – schließlich fallen die Kosten fürs eigene Auto weg. 
  • Ein Umstieg auf das Fahrrad/ Pedelec ist ebenfalls eine Möglichkeit weiterhin eigenständig mobil zu bleiben. Aber auch hier sollte man sich schützen, sich Sichtbar machen, einen Helm tragen und gerne auch das kostenlose Angebot der Pedelec- Trainings der Polizei Wesel wahrnehmen. Diese finden sowohl in den Oster-, Sommer-, als auch Herbstferien im gesamten Kreisgebiet statt.
     
Schaubild des Ablaufes einer ärztlichen Untersuchung
Bild

Schaubild

KPB Wesel
In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110